Was für ein Theater (Teil 3)

Des Pudels Kern
Im letzte Teil dieser dreiteiligen Reihe soll die Interpretation nun bis zu dem getrieben werden, was Gefahr läuft, als Verschwörungstheorie diffamiert zu werden, doch sind die eingebrachten Schlussfolgerungen nur das Ergebnis aus der vorherigen Analyse. Darüber hinaus sollen dem Leser einige Anregungen mitgegeben werden, die ihm eine Einordnung seiner eigenen Stellung in der Gemengelage ermöglichen und ihn zu eigenem Tun anregen. Den ersten und zweiten Teil findet man hier und hier.
Zur Natur des Schauspiels: Zwei Verschwörungstheorien
Man muss nicht in jeder Ecke gewesen sein,
um eine Vorstellung davon zu haben, was man auch dort vorfindet.
Fassen wir zusammen:
Die wichtigsten Themen für die Wahl am 23. Februar sind Krieg und Sicherheit sowie Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit. Erst an dritter Stelle folgt Flüchtlinge und Asyl. Das Thema wird priorisiert, weil es zu den wichtigen Themen keine für Deutschland, seine Bevölkerung und seine Wirtschaft nachhaltig nützliche und substanziell materiell untersetzte Antworten gibt: Alles ist auf Krieg und „Kriegstüchtigkeit“ ausgerichtet – wofür überaus umfangreiche Mittel zur Verfügung stehen.
Der Deutsche Bundestag befasst sich in der nur noch wenigen Zeit, die ihm bis zur Wahl am 23. Februar bleibt, mit einem Thema, dass selbst nach den Anschlägen von Magdeburg und Aschaffenburg von den Wählern nicht als primär angesehen wird. Eine bedeutende Auseinandersetzung mit den als am wichtigsten eingeschätzten Themen erfolgt nicht.
Die dem Tun zugrunde liegende These, Russland wäre für die Migrationskrise verantwortlich, ist in keiner Weise haltbar: Die hauptsächliche Verantwortung liegt bei den USA, die bei ihrer hegemonialen Politik von Deutschland bedeutend unterstützt wird – zu seinem eigenen Nachteil.
Das Migrationsproblem muss substanziell bewältigt werden, doch sind die dafür angedachten Maßnahmen nicht ausreichend umfassend und die Gesamtheit des Tuns ist geeignet, das Problem ganz im Gegenteil noch zu vergrößern.
Nimmt man das zur Kenntnis, führt das zu der Frage, wieso dann ein derartiges Theater vor den Augen der Wähler aufgeführt wird. Unkenntnis über den Wählerwillen kann es nicht sein – Trendforschung ist in Deutschland ein Milliardenmarkt und wenn man etwas will, dürfte man es auch bekommen, wenn man es dann bezahlen kann – und man darf in den Parteien ein hinreichendes Maß an analytischer Intelligenz voraussetzen, die es ermöglicht, die für Deutschland und seine Bevölkerung kriegsentscheidenden Probleme zu identifizieren. Auf die Frage kann es nur eine Antwort geben: Das Theater dient der Ablenkung und die Parteien sind sich nicht zu schade, die Bühne des Hohen Hauses Deutscher Bundestag als Theater für ihr Theater zu missbrauchen.
Ist man bis hierhin vorgedrungen, kommt man nicht umhin, sich mit einer weiteren Frage zu beschäftigen. Ein solches Theater benötigt eine Ausgangslage, aus der für die Bevölkerung die Relevanz der Auseinandersetzung nachvollziehbar wird. Die Last der Migrationskrise ist zwar jedem bewusst, doch die Wähler haben drängendere Themen. Um eine Wahrnehmungsveränderung zu erreichen, werden starke Reize benötigt, die das öffentliche Bewusstsein verändern oder mit denen man zumindest das politische Handeln begründen kann und auf denen mediale Wirkungen aufgebaut werden können. Da sind wir dann bei den Anschlägen von Magdeburg und Aschaffenburg.
Laut Bundesamt für Verfassungsschutz hat es seit 2017 die nachfolgenden Anschläge gegeben. Im Juli 2017 kam es zu einen Messerangriff (1 Toter, 6 Verletzte). Dann gab es erst wieder im April 2020 eine Anschlagsserie auf türkischstämmige Personen (6 Verletzte) und im Oktober einen Messerangriff in Dresden (1 Toter, 1 Verletzter). Im November 2021 gab es einen Messerangriff in Regensburg (3 Verletzte). Dem folgte erst wieder im April 2023 ein Messerangriff (1 Toter, 4 Verletzte). Im vergangenen Jahr kam es dann am 31. Mai Mannheim zu einem Messerangriff (1 Toter, 6 Verletzte), am 23. August zu einem Messerangriff in Solingen (3 Tote, 8 Verletzte) und am 20. Dezember in Magdeburg (6 Tote, 299 Verletzte). Am Januar folgte Aschaffenburg (2 Tote, 3 Verletzte). Während es in den sechs Jahren zwischen 2017 und 2023 fünf Anschläge mit 3 Toten und 21 Verletzten gab, waren es seit 31. Mai vergangenen Jahres innerhalb von nicht einmal acht Monaten vier Anschläge mit 12 Toten und 316 Verletzten. (HINWEIS, Verschwörung die Erste: Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass ich für meine Artikel „Das sind alles keine Zufälle“ vom 24. Januar auch hinsichtlich der Zahlen für Magdeburg die obige Seite des Bundesamtes für Verfassungsschutz genutzt habe. Aktuell konnte ich sie der Tabelle nicht (mehr) entnehmen. Das Copyright der Seite ist zumindest „2025 Bundesamt für Verfassungsschutz“.)
Es gehört zu einer umfassenden (1, 2) und objektiven Lagebeurteilung, nichts auszuschließen. Daher ist es notwendig, eine These einzuführen: Diese Anschläge waren kein Zufall und dienten dem Zweck, die öffentliche Meinung mit dem Ziel zu beeinflussen, von den Themen abzulenken, die für Deutschland von entscheidender Bedeutung sind und das sind Krieg oder Frieden sowie wirtschaftlicher wie auch sozialer Niedergang oder wirtschaftliche Wiederauferstehung und sozialer Ausgleich. In die Betrachtung einzubeziehen ist – mit Blick auf die Anschläge in Mannheim und Solingen –, dass ursprünglich ein Ende der Ampel viel früher möglich erschien (1, 2, 3, 4). Die Anschläge ermöglichten, die mediale Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, sie ermöglichten das beschriebene Theater und die unterschiedlichen Reaktionen darauf.
Hinsichtlich des Anschlags in Magdeburg – früher habe ich in Magdeburg gewohnt – habe ich frühzeitig auf zwei Aspekte hingewiesen, die ich für den Tatverlauf als beachtenswert betrachtete, die jedoch in der bisherigen Auseinandersetzung keine Rolle spielen (1):
Der Täter fuhr nach seiner Amok-Fahrt in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, obwohl er wissen musste, dass er durch den Ampelverkehr ausgebremst werden würde und mit dem demolierten Auto Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Er fuhr nicht in Richtung Werder, wo er sich in verschiedene Richtungen hätte absetzen können. Er ist also nicht wirklich geflüchtet.
(Posts von mir dazu auf X nicht mehr auffindbar – eine halbe Stunde gesucht) Der Täter konnte nicht nur auf den Weihnachtsmarkt auffahren: Er konnte auch rausfahren – und hätte es auch umgekehrt machen können. Es gab also nicht nur an der von ihm genutzten Einfahrt eine Sicherheitslücke.
Ablenkung
Noch nie in ihrer Entwicklung war die Menschheit
in der Zeit, die sie hervorgebracht hat, so dumm wie heute.
Auch ohne die These der vorsätzlichen Herbeiführung des Theaters erkennt man an den Fakten, dass die Priorisierung des Migrationsthemas der Ablenkung dient. So kommt es in der Bevölkerung und den Medien nur zu einer beschränkten Diskussion über mögliche Folgen der Aufrüstung, die ungeheuren Kosten für die Unterstützung der Ukraine und die über 1, 2 Millionen Ukrainer in Deutschland. All das wird nicht breit in Frage gestellt. Auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Politik der „Zeitenwende“ werden nicht in einer erstzunehmenden Breite diskutiert. Gekonnt wird das Empörungspotential der Nation auf das Migrationsthema und die AfD gelenkt.
Das es gegen die Absichten von CDU/CSU Demonstrationen und Krawalle gibt (1, 2, 3), wird billigend in Kauf genommen. Das verkraftet die Demokratie, wie sie verfasst ist: Gabor Steingart meinte mal analog, „Der Kapitalismus hat einen großen Magen.“ Ähnlich wie im vergangenen Jahr erkennbar, gibt es Strukturen, die dafür eine Mobilisierung erreichen. Von einer Friedensbewegung aber, die gegen die Aufrüstung, gegen TAURUS, gegen die Stationierung von Mittelstreckenwaffen 2026 auf deutschem Boden, die gar gegen die Russophobie mobilisiert – und insofern zur Natur dessen vordringt, weswegen es dann doch Protest gibt –, ist weit und breit nichts zu sehen. Gleiches gilt für eine Bündelung sozialer Themen: Arbeitslosigkeit, Rentnerarmut, Mieten und Wohnungsnot, .... Warum das so ist: Es gibt wohl so gut wie niemanden, der das finanziert – im Gegensatz zu anderen Themen (1, 2) . Deutschland 2025: Im Jahr 4 nach dem Jahr 33 der "Zeitenwende" des Mauerfalls – auf dem Weg in das Jahr 39, dass diesmal wohl sehr viel schneller kommt.
Strategisch ist es vollkommen egal, mit welchem Prozentsatz die Altparteien bei der Bundestagswahl abschließen: Wichtig ist eine ausreichende Mehrheit, um in welcher Kombination auch immer eine Regierung entlang der Absichten bilden zu können. Die wichtigste Absicht der „Zeitenwende“ ist die Ausrichtung Deutschlands auf eine Aufrüstung, mit der es „kriegstüchtig“ für einen Krieg gegen Russland wird. Aus diesem Blickwinkel ist die Stimme der Wähler bei der Bundestagswahl nicht das entscheidende Kriterium, wenn die Bevölkerung mit dem Migrationsthema abgelenkt wird. Entscheidend ist, dass es nicht zu einer breiten Debatte über die wirklich wichtigen Themen kommt – die sich dann sicher auch an der Wahlurne niederschlagen könnte, wenn es Kräfte gäbe, die hinsichtlich der Bewältigung dieser Themen substanzielle Leistungen erwarten ließen. Insofern verwundert es schon, dass sich das BSW von der Migrationsdebatte derartig vereinnahmen lässt und sie damit mit priorisiert. Letztendlich geht es darum, dass der Wähler seine Stimme an der Wahlurne abgibt – und es dabei belässt.
Die Fragen von Albrecht Müller
Absichten werden in der Demokratie auf leisen Sohlen verfolgt.
Die gesamte Analyse der vorliegenden Arbeit kann man auch als Bemühen interpretieren, Antworten auf Fragen zu finden, die Albrecht Müller kürzlich aufgeworfen hat. Albrecht Müller ist Herausgeber der NachDenkSeiten. Er war Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt und von 1987 bis 1994 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages.
In einem Artikel Schluss mit dem militärischen Tiefflug! Keine halben Sachen fordern! vom 30. Januar zeigt er sich irritiert über den laienhaften und zahmen Umgang der Bevölkerung mit der durch Tiefflüge in der Westpfalz ausgelösten Lärmbelästigung und erinnert an die Mobilisierungserfolge zum gleichen Thema in den achtziger Jahren. In Diether Dehm im Gespräch mit Albrecht Müller fragt er darüber hinaus nach den Gründen für die Russenhass in Deutschland und danach, ob die Annahme richtig sein könnte, dass das BSW in den Umfragen unter fünf Prozent gedrückt wird, um so die Wähler davon abzuhalten, das Bündnis zu wählen, weil es sowieso nicht in den Bundestag kommen würde.
Da der Schein das Sein bestimmt,
folgt das Sein dem Schein.
Die deutsche Bevölkerung ist Opfer, aber auch Zeuge – wenn man sich dann die Mühe macht, sich mit der Vielzahl von Details näher zu beschäftigen und allen und allem „Achtung“ entgegenzubringen –
Die Annahme, weitsichtig zu sein, um so Dinge aus der Entfernung
vermeintlich gut zu überblicken, sollte nicht davon abhalten, die Kurzsichtigkeit zu schärfen,
um so auch aus der näheren Betrachtung Nutzen zu ziehen.
schleichender meinungsbildender Prozesse, mit denen Deutschland in eine Richtung gedrängt wird, die das Potential der drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt substanziell beschränkt, es der Potentiale beraubt, die eine Fortschreibung dessen in die Zukunft erlaubt, die Resilienz des Landes gegen die Herausforderungen der Zeit schwächt sowie dem Land, den Bürgern und der Wirtschaft vielfältig schadet. Dabei werden Schwächen, die sich aus der gesellschaftlichen Verfasstheit ergeben, ausgenutzt und durch die eingesetzten Methoden verstärkt.
Strukturen, wie die Gewerkschaften, die Friedensbewegung, Die Linke werden infiltriert und mit Gedankengut indoktriniert, wodurch die ursprüngliche Kraft zur Auseinandersetzung mit relevanten Themen zerfließt. Gleiches gilt für die Einflussnahme auf die Öffentlichkeit und die zum Anlass für dieses Nachdenken genutzte Debatte im Deutschen Bundestag ist dafür ein kleines Beispiel. Die ungehemmt und zunehmend ungehemmter mit ungeheurer Kreativität einfließende Russophobie dient erfolgreich dem Ziel, den Russenhass so in der Gesellschaft zu verankern, dass ein Handeln gegen Russland als nachvollziehbar betrachtet und als notwendig akzeptiert wird. In Das Narrenschiff oder Die Diktatur der Parteien-Demokratie wird in dem Zusammenhang auf die Sanktionen und die Medien als fünfter und sechster Teilstreitkraft moderner Kriege eingegangen.
Hier ging es jedoch nicht um die Zerstörung der Wasser- und Energieversorgung sowie anderer kritischer Infrastrukturen von Land, Wasser und Luft aus: Nein, die Flächenbombardements dieses Kriegs neuer Art erfolgen durch die mediale Artillerie in den gedachten Raum der Bevölkerung mit dem Ziel, eine verbrannte, russophob geprägte, monokulturelle Verblödungs-Erde zu hinterlassen, um so den Sanktionen und weiteren in der Folge ausgelösten Maßnahmen den gefahrlosen Weg zu ebnen. Das Konzept des Network Centric Warfare 4.0 findet seinen Weg in den gedachten Raum, aus dem es in den realen Raum wirkt und der Ukraine-Krieg ist ein Testbed für diese neue Qualität vernetzter Operationsführung, in der die Sanktionen und die Medien als fünfte und sechste Teilstreitkraft wirken: Ein Testbed auch dafür, wessen und welcher Qualifizierung es noch bedarf, um China zu überdehnen.
Primärer Impulsgeber für zunehmend individuellere Einwirkungen ist eine Informationsüberlegenheit: Die uns eigentlich durch die NSA-Affäre hätte bewusst werden können. Sie wird auch gespeist aus Bank- und Finanzdaten – aus denen sich Wirkungen von Banken und Finanzämtern ableiten – und zukünftig immer mehr aus Bewegungsprofilen und Gesundheitsdaten. Die mehr oder weniger subtilen Wirkungen auf das BSW mit Sahra Wagenknecht – aber auch auf Medien wie die NachDenkSeiten – entsprechen dabei der Art und Weise, wie man bemüht ist, frühzeitig auf Unkraut zu wirken, damit es sich nicht in einem Maß ausbreitet, das höheren Einsatz erfordert. Was heute schon individuell passiert, wird durch den weiteren technischen Fortschritt zunehmend für die gesellschaftliche Breite individualisiert und automatisiert möglich.
Diese Wirkung auf die gesellschaftliche Verfasstheit steht konträr zu der von mir an Die Menschwerdung des Affen gebundene Notwendigkeit der Entwicklung des Individuums vom betreuten Objekt zum individuell handelnden und an der Gesellschaft orientierten, kreativ-schöpferischen Subjekt – wofür jeder seinen individuellen Beitrag leisten muss (müsste) – und die eingesetzten Methoden der Beeinflussung konträr zu meiner Diskussion um die Notwendigkeit, über die technischen Innovationen hinaus zu gesellschaftlichen Innovationen zu kommen, die das zum Zwecke der Schaffung einer gedeihlichen menschlichen und zivilisatorischen Zukunft befördern (Sechster Kondratieff).
Wenn der größte Teil der Arbeit immaterielle Gedankenarbeit ist – sich also im gedachten Raum vollzieht –, und in der Folge dessen fehlendes Wissen und negative (böse) Verhaltensweisen die Wirkung begrenzen, so sind die Knappheiten des sechsten Kondratieff die unzureichend in der Breite der Gesellschaft verankerten Tugenden. Sie müssen sich ausreichend hilfreich in der Gesellschaft entfalten. Wie eine Dampfmaschine, ein Auto oder auch ein Computer aus mehreren Teilen bestehen, muss die Basisinnovation des sechsten Kondratieff ein Konzept, bestehend aus einer Anzahl von Einzelprojekten, sein, mit dem die im gedachten Raum schon existierenden Tugenden in den realen Raum geführt und so verankert werden, dass sie aus der Gesellschaft heraus jedem Individuum eine Entwicklung und eine Wirkung entlang dessen ermöglichen.
Die Ablenkung ist also sehr viel größer und weder auf die Wahl noch auf das Migrationsthema beschränkt.
Moral
Was kann dem Leser als Moral mitgegeben werden? Zunächst einmal ist die Wahl am 23. Februar eine Volksabstimmung über Deutschlands Weg zum Krieg. Jeder Wähler weiß: Friedrich Merz, Robert Habeck und Christian Lindner wollen den TAURUS an die Ukraine liefern. Jeder weiß: CDU/CSU, die SPD, die Grünen, die FDP wollen die Ukraine unterstützen, bis der letzte Ukrainer gefallen ist – was in Konsequenz auch bedeutet, dem durch die deutschen Bürger und die Wirtschaft erwirtschafteten Bundeshaushalt viele Milliarden zu entnehmen, die für Themen nicht zur Verfügung stehen, die von den Bürgern und der Wirtschaft als prioritär betrachtet werden und darüber hinaus, weitere Milliarden für den Wiederaufbau zu binden, für den die USA schon jetzt Europa verantwortlich machen. Diese Parteien und die AfD befinden sich auf dem Weg, das von Donald Trump ausgegebene Ziel, 5 Prozent des BIP für die Aufrüstung auszugeben.
Kein Wähler kann sich später darauf berufen, nicht gewusst zu haben, welche Absichten die Parteien verfolgen. Er kann allenfalls für sich in Anspruch nehmen, sich nicht über die Folgen auf seine Lebenswirklichkeit im Klaren gewesen zu sein: Auf Arbeitsplätze, Renten, Bildung, Gesundheit und Pflege, Wohnen, Infrastruktur, Kosten und nicht zuletzt: Sicherheit. Krieg oder Frieden beeinflusst, welche Priorisierung alle anderen Themen erfahren.
Der Weg zum Krieg kann in Abhängigkeit von den möglichen Koalitionen durchaus verschieden sein, ist aber ohne Zweifel nach dem gegenwärtigen Stand mit einer massiven Aufrüstung verbunden. Schon jetzt wirken sich die kriegsbedingte Migration, das Engagement in der Ukraine, die Aufrüstung und der Krieg gegen Deutschland auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der Bildung, der Innovationskraft, der Wettbewerbsfähigkeit, des Wohnungsmarktes und andere Bereiche aus. Mit leichter Hand wird Geld für den Krieg bereitgestellt: Wenn es um elementare Fragen der Daseinsfürsorge geht – Kindergrundsicherung, Wohnraum, Infrastrukturentwicklung, Energiekosten – bleiben die Taschen geschlossen.
Viel mehr jedoch als die Frage, wo der Wähler sein Kreuz setzt, ist es also wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass man seine Aufmerksamkeit für politische und gesellschaftliche Themen nicht an der Wahlurne abgeben darf und sich aktiv mit den Themen auseinandersetzen sollte. Deutschland ist schon jetzt auf einem Pfad sehr weit fortgeschritten, der das Land wieder ins Unglück stürzen kann und es wird zunehmend schwieriger, einen Weg zurückzufinden oder über einen Nebenweg auf einen anderen Weg zu kommen.
Daher zum Schluss – um einen Schlusspunkt zu setzen und nicht zu sehr auszuufern – einige Aphorismen, um den grauen Zellen über das unmittelbare Lesen hinaus Nährstoffe mitzugeben, die bei der Verarbeitung dessen, was täglich verdaut werden muss, helfen könnten. Auch die letzte Worte des Liedermachers Diether Dehm im Gespräch mit Albrecht Müller kann man sich dazu anhören.
Wir sind ein Volk, das nur zusammen eine Zukunft hat.
Die Zukunft wird uns zeigen, dass das zweite Jahrzehnt dieses Jahrtausends
ein bedeutender Abschnitt der deutschen und europäischen Geschichte sein wird.
Unklar ist aber noch, ob die Zukunft verspielt oder gesichert wird.
Eine zunehmende Selbstbestimmtheit jedes Einzelnen von uns
erbringt für unser Land einen ähnlichen Beitrag wie der Wassertropfen,
der dem Strom seine Kraft gibt.
Die Demokratie braucht nicht nur
die Stimme des Volkes,
sondern auch ihr Auge,
ihr Ohr und ihr Denken.
Dieser Blick darf jedoch nicht den darauf verdecken, wie sich die gegenwärtige gesellschaftliche Verfasstheit in großen Teilen beschreiben lässt.
Die Deutschen mögen keine konventionellen Dialoge.
Sie bevorzugen Monologe – sie schweigen und denken sich ihren Teil –
oder sie diskutieren mit Dritten, was sie bewegt.
Aus dem Mangel an Auseinandersetzung
erwächst die Schwäche an Kritikkompetenz
und aus ihr der Mangel an Belehrbarkeit.
Ein solches Volk – trainiert im Schweigen – redet lieber über-
statt miteinander, grenzt aus statt einzubinden, ist eher unterwürfig
statt demütig und aggressiv statt ausgleichend, stärkt den Schein
anstatt das Sein, stärkt lieber die Rüstung statt die Moral.
Ein solches Volk – ausgestattet mit fast allem, was notwendig ist,
um Geschichte zu schreiben –, macht sich auf, Geschichte zu werden.
Es liegt an seinem Wesen.
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