Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen.
Man muss sie erkennen und man muss sich ihnen stellen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 06. Februar eine Rede gehalten, mit der er an die Widerstandsgruppe der Weißen Rose erinnerte, zu der Hans und Sophie Scholl gehörten. Angesichts des gegenwärtigen Krieges ist sein Beitrag von herausragender Bedeutung. Nicht zum ersten Mal war der Bundespräsident bemüht, der Verfasstheit unserer Gesellschaft auf die Spur zu kommen und der Bevölkerung Empfehlungen auf den Weg zu geben, wie sie die Herausforderungen unserer Zeit meistern kann. Der vorliegende Beitrag soll dieses Bemühen unterstützen – im Angesicht der Möglichkeiten, die vor uns liegen.
Pflegen Sie das Erbe und das Andenken der Weißen Rose auf die beste Art, die ich mir vorstellen kann: Sorgen Sie mit dafür, dass nie wieder in Deutschland junge Menschen ihr Leben opfern müssen für Freiheit und Humanität.
Abhärten ist gesund, heißt es in einem Artikel des Netzwerks Deutscher Apotheker von Ende Dezember. Viele Menschen würden lieber drinnen hocken bleiben, so dass ihr Immunsystem nicht gefordert wird und sie so trotz wohliger Wärme krank werden. Viel besser wäre es, sich draußen zu bewegen und dem Kältereiz auszusetzen – weil dadurch die Abwehrkräfte gestärkt werden. Man kann inzwischen annehmen, dass die Empfehlungen, sich zu bewegen und der Kälte auszusetzen, im Trivialwissen der Bevölkerung verankert sind und sie allenfalls immer mal wieder in Erinnerung gerufen werden müssen, damit sie von großen Teilen der Bevölkerung auch angewandt werden – denn die Herausforderung ist nicht, etwas zu tun, sondern sich in den Zustand zu versetzen, es zu tun. In einer Gesellschaft, die durch den Übergang von der primär körperlichen zur primär geistigen Arbeit zunehmend unter Bewegungsproblemen leidet, setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich körperliche Anstrengung lohnt und mit Kondition, Beweglichkeit, aber auch Lebenswert belohnt wird.
Ganz anders schaut es offensichtlich mit der geistigen Beweglichkeit und der Bereitschaft aus, sich außerhalb der gewohnten Denkmuster zu bewegen. Wie die körperliche Beweglichkeit sind auch sie aber daran gebunden, dass man sie trainiert. Wer jedoch vermeidet, sich auseinanderzusetzen, wird nicht lernen, sich auseinanderzusetzen zu können und es ist keine Initiative zu entdecken, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gesellschaft insgesamt hinsichtlich dessen zu trainieren. Ganz im Gegenteil scheint es Kräfte zu geben, denen eine Ausdehnung der Leistungsfähigkeit der Bevölkerung eines der innovativsten und exportstärksten Länder der Erde nicht recht ist und es mit banalem Tittytainment in der Hoffnung beschäftigt, dass es die in ihm schlummernden Potentiale nicht ausschöpft.
Wohin es führt, wenn die Fähigkeit zur Auseinandersetzung nicht trainiert wird und man nicht bereit ist, sich mit den kalten Realitäten „da draußen“ zu beschäftigen, kann besonders seit der „Zeitenwende“ beobachtet werden. Auch vor ihr konnte man schon feststellen – so während der NSA-Affäre und der Corona-Pandemie –, dass die kognitiven Fähigkeiten der politischen und journalistischen Elite immer mehr schrumpften – oder sich vielleicht auch nur offenbarten, weil zurückliegenden Ereignisse noch nicht so umfassend für Messungen genutzt wurden –, doch die „Zeitenwende“ erhöhte den mentalen CO2-Gehalt offensichtlich wie ein plötzlicher Klimawandel derart, dass es nur noch möglich wurde, russophoben Sprech abzusondern – das allerdings in unfassbarer Vielfalt – und russophob zu handeln.
Atreyu: Aber warum stirbt dann Phantasien? G’mork: Weil die Menschen angefangen, ihre Träume zu vergessen und ihre Hoffnungen zu verlieren. So wird das Nichts immer stärker.
Atreyu: Was ist denn das Nichts? G’mork: Es ist die Leere, die zurückbleibt. Eine Art Verzweiflung. Sie zerstört unsere Welt. Und ich habe versucht, dem Nichts zu helfen.
Atreyu: Weswegen? G’mork: Weil man Menschen, die ohne Hoffnung sind, leichter unter Kontrolle halten kann. Und wer die Welt unter Kontrolle hält… der hat die Macht!
Während die Journalisten der Leitmedien in ihren geschlossenen Räumen offensichtlich schon so erheblich eingeschränkt waren, dass sie – welche ein Zufall – mit Beginn der „Zeitenwende“ von Journalisten zu Propagandisten derselben mutierten, waren für den Substanzverlust bei den Politikern höhere Gaben notwendig. Als überaus wirksam erwiesen sich dabei die CO2-Kartuschen, die über den ehemaligen Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnik, ausgeblasen wurden und die Bußfahrten in das ukrainische Canossa, die einige zwar erst widerwillig antraten – so Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz –, die dann aber ausreichend gereinigt und gestärkt zurückkamen und eine regelrecht Wallfahrt auslösten. Dass es nicht unbedingt der Fahrt nach Kiew bedarf, verdeutlichen Lars Klingbeil und Kevin Kühnert– wobei zu berücksichtigen ist, dass die Ausdünstungen in der SPD schon länger derartige Transformationsprozesse begünstigen. Einzig bei Rolf Mützenich scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, die ihm einen halbwegs klaren Verstand auch unter solchen Umweltbedingungen ermöglicht.
Das sind doch große, starke Hände. Der Winzling mit seiner Rennschnecke, der Nachtalb, seine verschlafene Fledermaus. Ich konnte sie nicht festhalten. Das NICHTS hat sie mir einfach aus den Händen gerissen. ..... Das sind doch große, starke Hände?
Wie die Luft beim Ausatmen einen sehr viel größeren CO2-Gehalt hat als die Luft, die eingeatmet wird, verhält es sich auch, wenn Politiker und Journalisten nach dem Einatmen der sie bindenden Orientierungen ihre Ausdünstungen an die Bevölkerung abgeben und so den Treibhauseffekt verstärken: Eine an sich schon schläfrige Bevölkerung verfällt dann weiter in mentale Lethargie und nimmt nur noch im Unterbewusstsein wahr, dass die Militarisierung Deutschlands zum Primat deutscher Politik wird, dass die Sanktionspakete zu einer drastischen Steigerung der Energie- und Lebenshaltungskosten führen, dass wesentliche Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft dauerhaft geschädigt werden, dass die Spaltung zwischen arm und reich sich weiter vertieft.
Ausfluss dieser Entwicklungen waren auch umfangreiche Bemühungen, sicherzustellen, dass die „Zeitenwende“ nicht durch einen Klimawandel gestört werden kann. Die Flächenbombardements dieses Kriegs neuer Art durch die mediale Artillerie in den gedachten Raum der Bevölkerung sind zwar erfolgreich dabei, eine verbrannte, russophob geprägte, monokulturelle Verblödungs-Erde zu hinterlassen, um so den Sanktionen und weiteren in der Folge ausgelösten Maßnahmen der gefahrlose Weg zu ebnen, doch konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Sauerstoffanreicherungen dazu führen, dass sich wieder Unkraut ausbreitet. Dem ist geschuldet, dass alternative Medien wie die NachDenkSeiten, den ANTI-SPIEGEL und Russia Today diffamiert werden, ihr Wirken eingeschränkt oder gar ganz der Garaus gemacht wird. Als Unkraut, mit dem auch diese Zeit nichts anzufangen weiß – und sich schon gar nicht bemüht, dessen Ingredienzien auf ihre heilende Wirkung zu testen – habe ich dieses Unkraut seit der „Zeitenwende“ auf Grund von Mangelernährung recht intensiv konsumiert. Ich kann eine ähnliche Wirkung wie bei Cannabis feststellen – man gewöhnt sich daran –, aber grundsätzlich bekommt mir diese Ergänzungsnahrung gut und sie hat auch nicht dazu geführt, dass ich den medialen Einheitsbrei nicht mehr zu mir nehme: Wie meine tagtäglichen Aussonderungen auf TWITTER beweisen.
Nun stellt sich im Zusammenhang mit der Bekömmlichkeit für mich natürlich die Frage, ob eine solche Ernährungsumstellung auch für die Breite der Bevölkerung geeignet sein könnte und als Frühjahrskur zur Reinigung empfohlen werden kann. Hilfreich für eine Klärung ist diesmal nicht das Netzwerk Deutscher Apotheker, sondern eben diese Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gedenken an die Widerstandsgruppe der Weißen Rose, die sich vor 80 Jahren 1943 an alle Deutschen wandte:
Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, eh‘ es zu spät ist!
Vielleicht verwundert es auf den ersten Blick, dass gerade der Bundespräsident für die Empfehlung aufgerufen werden kann, der Mangelernährung in der deutschen Bevölkerung durch frische Zutaten zu begegnen, um zu erreichen, dass ihre Resilienz gegen die Herausforderungen unserer Zeit gestärkt wird und sich die Menschen von bemutterten Objekten zu individuell handelnden und auf die Gemeinschaft hinwirkenden kreativ-schöpferischen Subjekten entwickeln. In seiner Grundsatzrede vom 28. Oktober vergangenen Jahres redete er der Militarisierung Deutschlands das Wort und schwörte die Bevölkerung auf entbehrungsreiche Jahre ein – ganz offensichtlich Spätfolgen seiner Reise nach Kiew. Zusammen mit der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz vom 27. Februar, dessen Meinungsbeitrag am 05. Dezember für FOREIGN AFFAIRS und dem Interview von Angela Merkel am 07. Dezember vergangenen Jahres stehen die nationalen Stützpfeiler, auf denen die politische und mediale Elite die „Zeitenwende“ vorantreibt.
Was bedeutet das für uns in Deutschland? Meine Antwort ist: Es kommen härtere Jahre, raue Jahre auf uns zu. Die Friedensdividende ist aufgezehrt. Es beginnt für Deutschland eine Epoche im Gegenwind. …
Wir müssen konfliktfähig werden, nach innen wie nach außen. Wir brauchen den Willen zur Selbstbehauptung, und wir brauchen auch die Kraft zur Selbstbeschränkung. …
Dazu gehört zuallererst eine starke und gut ausgestattete Bundeswehr. …
Dass ein Land wie unseres in der Kritik steht, daran werden wir uns gewöhnen müssen. Schauen wir auf die USA, die haben viel Übung darin. Die USA sind globale Führungsmacht. Sie werden kritisiert für das, was sie tun, und das, was sie nicht tun. Sie können nicht auf andere zeigen oder höhere Instanzen anrufen. Sie müssen wissen, was sie tun und warum. … Entscheidend ist nicht der Applaus des Publikums. Entscheidend ist die Stärkung Europas. Je unsicherer die Welt um uns herum, desto sicherer müssen wir uns über diesen gemeinsamen Weg sein. …
Wir wollen in zwei Jahren sagen können: Wir haben die wirtschaftliche Talsohle durchschritten. Wir wollen in fünf Jahren sagen können: Nicht nur die Ukraine hat ihre Souveränität behauptet – auch wir selbst müssen keine Angst vor neuen Kriegen in Europa haben. Wir wollen in zehn Jahren sagen können: Wir haben diese Gesellschaft zusammengehalten, mit den Schwächeren untergehakt und mitgenommen, und die Mehrheit hat ihr Vertrauen in die Demokratie bewahrt. Wir wollen in fünfzehn Jahren sagen können: Trotz Krieg und Krise – wir haben sichergestellt, dass auch den nachfolgenden Generationen ein gutes Leben auf unserer Erde möglich ist.
Ja, wahrscheinlich können wir die Erfolgsgeschichte unseres Landes nicht in derselben Taktzahl fortschreiben wie in den letzten drei Jahrzehnten. Aber das Wesentliche wird wieder wichtig, und das verdient unsere ganze Kraft.
Dass es mancher Lernprozesse bedarf, um entsprechend zu wirken, bewies mehrfach Außenministerin Annalena Baerbock: So elegant wie der Bundespräsident – man müsse konfliktfähig werden und entscheidend sei nicht der Applaus des Publikums – war es ihr nicht möglich, sich auszudrücken, als sie davon sprach, es wäre ihr egal, was ihre Wähler denken und man sei im Krieg mit Russland: Doch Sie wandelte auf seinen Spuren.
Das besondere an der Entwicklung der menschlichen Zivilisation ist die Dialektik aus ihren verschiedenen Ausprägungen – was gerade auch für die Demokratien gilt,
Die älteste Rechtssammlung ist der Codex-Ur-Nammu aus dem 21. Jahrhundert vor Christi. Er entstand im Auftrag des Königs Ur-Nammu von Ur und seines Sohnes Schulgi in Mesopotamien, einer Landschaft zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, die von der Südosttürkei über Teile von Syrien, dem Irak, Kuweits und des Irans bis an den Persischen Golf reicht. Er legitimierte die göttlich bestimmte Position des Herrschers und differenzierte zwischen Bürgern und Sklaven. Er kannte schon Kapitalverbrechen wie Mord, Raub, Ehebruch und Vergewaltigung, beschäftigte sich mit der Scheidung, dem Eherecht, der Körperverletzung und Darlehen, aber auch Sklaven und Wasserdiebstahl. Es waren Maßstäbe, innerhalb derer das Böse, wenn dann das Recht wirkte, in die Schranken desselben gewiesen wurde und das Gute eine Orientierung bekam, dass es nicht tugendhaft ist, zu morden, zu rauben, zu ehebrechen und zu vergewaltigen. Die damit geschaffene Ordnung ermöglichte es, viele Kreuzzüge zu führen und das Reich zu erweitern. Das Gute ermöglichte so das Böse. …
Die einzige Chance für den Westen – und für das Überleben der Menschheit – besteht darin, die Menschwerdung des Affen mit der Demokratie zu verbinden. Die Möglichkeit dafür ist gegeben, denn es gibt noch andere Blickwinkel auf die Demokratie. Aspekt des Paradigma-Paradoxons der Demokratie, Werte an ihre Gesellschaftsform zu binden – um so das nach wie vor wirkende Recht des Stärkeren auf der Höhe der gesellschaftlichen Entwicklung durchzusetzen und systemisch dafür Sorge zu tragen, dass sich daran nichts ändert –, ohne ihnen von vornherein genügen zu wollen oder überwiegend gerecht zu werden, ist auch, dass sich – wie in vorchristlichen Zeiten durch den Blick auf Gott – in der Gesellschaft gute Eigenschaften herausbildet haben und weiter herausbilden. Die Demokratie leistet damit ihren Beitrag für die Menschwendung des Affen.
, und so verwundert es dann wieder nicht, dass der Bundespräsident in seiner Rede zum Gedenken an die Weiße Rose – nicht zum ersten Mal – vieles zum Ausdruck bringt, dessen Berücksichtigung geeignet ist, für einen Klimawandel in unserer Gesellschaft zu sorgen und so der „Zeitenwende“ wieder in die Speichen zu greifen. Es sind drei Aspekte, die dafür von grundlegender Bedeutung sind: Achtung, Menschlichkeit und Auseinandersetzung (nachfolgend Textteile inhaltlich zusammengeführt).
Die Männer und Frauen der Weißen Rose wollten nicht länger schweigen. Sie wollten, dass endlich gehandelt werde. Es war vor allem eine Überzeugung, die sie antrieb: dass jeder etwas tun muss und tun kann. Alle Deutschen riefen sie dazu auf, endlich aufzuwachen aus der Lethargie, aus der Gleichgültigkeit, Frieden, Freiheit, die Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Einzelnen – diese Werte leiteten die Weißen Rose. Sie sind heute das Fundament unserer freiheitlichen Demokratie. Wenn wir heute hier zusammenkommen, um an die Frauen und Männer der Weißen Rose zu erinnern, dann spüren wir: Frieden, Freiheit, die Achtung der Menschenwürde sind mit Opfern erstritten, erkämpft und errungen. Aber selbstverständlich sind sie nicht! Und ja, unsere Verfassung ist die Antwort auf Willkür und Gewaltherrschaft, aber selbstverständlich ist auch die Demokratie nicht!
Das fünfte Flugblatt schließlich, eben jener "Aufruf an alle Deutsche", ist getragen von der Überzeugung, dass der Krieg trotz aller Lügen und Propaganda endgültig verloren war.
Den Mut zum Widerspruch oder gar zum Widerstand, den hatten tatsächlich nur sehr wenige. Es war ein einsamer Widerstand, ein Widerstand der Außenseiter, wie der Historiker Wolfgang Benz schreibt. Aber es gab sie, die Mutigen, die sich zusammenschlossen, die gemeinsam handeln wollten und auch handelten. Es war wohl bestenfalls so, wie es Ricarda Huch nach dem Krieg sah. Sie kam zu dem Schluss: "Tausende dachten: Diese jungen Menschen haben das getan, was wir hätten tun sollen und nicht zu tun wagten." Die große Mehrheit der Deutschen aber behielt den Mantel der Gleichgültigkeit um ihr Herz gelegt. Sie wollten nicht sehen und hören. … weil sie Angst vor den Konsequenzen der Wahrheit hatten, die meisten wohl, weil sie glaubten, durch unauffälliges Funktionieren wenigstens persönlich der Hölle zu entkommen und zu überleben.
Zum Erinnern gehören für uns Deutsche immer wieder aufs Neue schmerzhafte Fragen. Sie müssen schmerzhaft sein, wenn wir es ernst meinen mit dieser Verantwortung vor unserer Geschichte: Wie war es möglich, dass geschah, was geschehen ist? Und noch eine Frage stellt sich uns, auch wenn sie kaum wahrhaftig und ehrlich zu beantworten ist: Wie hätte ich selbst mich verhalten unter solchen Umständen? Wie würde ich handeln, und würde ich überhaupt handeln, wenn ich wüsste, dass der Preis dafür Gefängnis, Folter oder gar der Tod wäre? Wer nicht handelte und schwieg, der machte sich der Komplizenschaft schuldig. Deshalb war Widerstand nicht nur erlaubt, er war geboten.
Unser Grundgesetz garantiert nicht nur die Würde jedes einzelnen Menschen – eine der wichtigsten Lehren aus der NS-Zeit. Es garantiert auch die Meinungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit, die Pressefreiheit. In unserer Demokratie ist Widerspruch nicht nur ausdrücklich möglich. Er ist notwendig! Kritik, Demonstrationen, auch Proteste gehören zum Wesenskern der Demokratie. Auch und gerade von Minderheiten; auch mit Mitteln, die die Mehrheit kritisiert, die sie stören, die ihr auf die Nerven gehen.
Die Demokratie ist die einzige Staatsform, zu deren Selbstverständnis es gehört, über Fehler und Fehlentwicklungen zu diskutieren. Vor allem ist sie die einzige Staatsform, in der die Möglichkeit der Selbstkorrektur Teil der rechtlichen und politischen Verfasstheit ist. Dafür braucht sie Debatten und Kontroversen, dafür braucht sie auch Streit. Davon lebt die Demokratie!
Unsere Demokratie, unsere Gesellschaft ist heute herausgefordert wie seit Langem nicht. Die Rückkehr des Krieges nach Europa und der Versuch einer geopolitischen Neuordnung nach alten Mustern, nach Mustern des Kalten Krieges, aber auch die Folgen der Pandemie und die Bekämpfung des Klimawandels: Es ist ein gewaltiger Umbruch und Umbau, vor dem wir stehen.
Was wir brauchen, ist eine Demokratie, die wehrhaft ist! Füllen wir den Begriff der wehrhaften Demokratie für unsere Zeit mit neuem Leben! Eine wehrhafte Demokratie braucht engagierte Bürgerinnen und Bürger, die in ihrem politischen Urteil moralisch klar und fest sind, die sich einsetzen für unser Land, für die Demokratie. Sie braucht demokratiemündige und demokratiefähige Bürgerinnen und Bürger, die die Demokratie als ihre Sache ansehen. Das ist der beste Schutz!
Mischen Sie sich also ein in unsere Demokratie! Misstrauen Sie denen, die immer schon alles wissen, und denen, deren Farbspektrum auf Schwarz und Weiß beschränkt ist! Seien Sie kritisch, äußern Sie Ihre Meinung! Die Demokratie braucht Kritik! Aber halten Sie auch Ambivalenzen aus, dass Dinge eine Weile unklar und unübersichtlich sind, und vor allem: Bewahren Sie sich die Bereitschaft, Fakten zu akzeptieren! Hören Sie nicht auf die Lautsprecher, glauben Sie nicht den vermeintlich einfachen Lösungen! Vertrauen Sie meiner Erfahrung: Komplexe Probleme und einfache Lösungen, das geht selten zusammen, und noch seltener werden daraus gute Lösungen. Scheuen Sie keine Debatte! Seien Sie streitbar! Damit sage ich auch: Suchen Sie das Gespräch auch mit Menschen, die nicht Ihrer Ansicht sind!
Pflegen Sie das Erbe und das Andenken der Weißen Rose auf die beste Art, die ich mir vorstellen kann: Sorgen Sie mit dafür, dass nie wieder in Deutschland junge Menschen ihr Leben opfern müssen für Freiheit und Humanität.
Für die Entwicklung unseres Landes sind das überaus wertvolle Anregungen. Der Bundespräsident empfiehlt den Bürgern, nicht länger zu schweigen, sondern zu handeln und den Mut zum Widerspruch zu haben. Sie sollen nicht wie schon zu Zeiten von Jesus Christus nur am Weg stehen, sondern selbst Held sein. Er bringt klar zum Ausdruck, dass unsere Demokratie des Widerspruchs bedarf und mit dem Grundgesetz haben wir ein Fundament, aus dem Meinungs- und Pressefreiheit erwachsen. Wenn es dem Bundespräsidenten in weiteren Teilen seiner Rede nicht möglich ist, die Natur des allgegenwärtigen Krieges vollständig zu erfassen – oder zumindest zu erzählen – und er aus diesem Krieg die Schlussfolgerung zieht, eine wehrhafte Demokratie würde sich primär durch eine Militarisierung Deutschlands nach innen und außen gestalten lassen, so ist auch hinsichtlich dessen sein Wunsch, keine Debatte zu scheuen, um ihn so darauf aufmerksam zu machen, dass es noch andere Blickwinkel darauf gibt, wie sich unser Land gegen die Herausforderungen unserer Zeit rüsten und seine Zukunftsfähigkeit sichern kann – wobei die Bundeswehr ohne Zweifel aber ein wesentlicher Teil davon ist.
Warum ist es so dunkel?" "Am Anfang ist es immer dunkel!
Hab Selbstvertrauen, hab Selbstvertrauen.
Als Volk, das nur zusammen eine Zukunft hat, müssen wir alle ein Interesse an solchen Diskursen haben und eine wichtige Frage ist derzeit: Wird eine wehrhafte Demokratie primär durch die Waffen bestimmt, die ihr zur Verfügung stehen? Nein, es sind ihre Bürger, die sich für sie stark machen. Doch wie werden die Bürger so stark, dass sie sich erfolgreich für die Demokratie einsetzen können: Ist es die Wehrpflicht, die dafür die Voraussetzungen schafft? Nein, ihre Stärke erwächst aus der Bereitschaft der Bürger, sich immer wieder mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Ist es sinnvoll, den Bürgern Informationen und Blickwinkel vorzuenthalten, um sie vor diesen zu schützen – vorausgesetzt, dass sie nicht elementare moralisch-ethische Wertvorstellungen verletzen? Nein, die Reibung an derartigem ist eine elementare Voraussetzung für substanzielle Entwicklungsprozesse und sollte durch den Staat umfassend gefördert werden.
Genauso, wie eine Schneeeule ihre Jungen nicht unter ihren Fittichen aufwachsen lässt, sondern sie dem rauen Klima der Tundra aussetzt, damit sie innerhalb kürzester Zeit fliegen lernen, darf ein Staat seinen Bürgern nicht die Realität vorenthalten und sie in der trügerischen Annahme lassen, der Schein des vermittelten Seins wäre ausreichend, um zu überleben. Der wehrhafte Bürger wächst von innen heraus in jahre- und jahrzehntelanger Auseinandersetzung entlang idealerweise zur Verfügung stehender grundlegender Werte, Orientierungen und Prozesse – und nicht durch die Uniform, die er trägt.
Als gelernter DDR-Bürger, der nicht im Tal der Ahnungslosen aufgewachsen ist, wurde ich frühzeitig mit alternativen Blickwinkeln konfrontiert. Sie haben meinen Weg zum Freigeist und Querdenker wesentlich mitbestimmt. Dem Kleingeist bin ich schon damals ohne Ende begegnet und wie auch seit der Wende hat er mir ohne Ende Steine in den Weg gelegt. Doch mein christlich-humanistisch-idealistisches Fundament konnte all das nicht erschüttern, sondern ich bin durch die permanente Auseinandersetzung – mit nach mancher Meinung auch den unbedeutendsten Themen – gewachsen, bin zu einem originären Denken vorgedrungen und suche mir heute Themen, die mir in der Auseinandersetzung mit ihnen weitere Entwicklung ermöglichen: Ich bin so im wahrsten Sinne wehrhaft geworden und brauche keine Uniform, um mich in vielfältigster Weise für die Stärkung des Substanzwertes der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland einzusetzen. Ich betrachte es als unerlässlich für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes, den Bürgern unseres Landes das Tor zu derartigen Entwicklungsprozessen zu öffnen.
Wenn du dir immer Grenzen setzt, sei es im Training oder sonst wo, wird es sich auf andere Bereiche, deine Arbeit, dein Leben ausweiten. Es gibt keine Grenzen, es gibt nur Plateaus. Und du darfst nicht dort bleiben. Du musst sie durchbrechen.
Insofern sind die oben genannten und weitere Medien auch nach Ansicht des Bundespräsidenten als Ergänzungsnahrung ein wertvoller Beitrag, um die kognitive Diversität in unserem Land zu stärken und damit die Entwicklung von Unkraut zu sich ausbreitenden Kulturpflanzen mit ihrem hohen Ertragswert für das Innovationsland Deutschland zu fördern. Sie gehören zu den Notwendigkeiten, damit der CO2- Anteil im gedachten Raum unserer vielfältigen Auseinandersetzungen mit unserer Zeit sinkt und wir zu einem Klimawandel kommen, der weniger Waffen für unsere Sicherheit erforderlich macht – auch, weil als eine Folge dessen unsere außenpolitische Agenda berücksichtigt, dass wir Leben sind, inmitten von Leben, das leben will –, der unsere Innovations- und Wirtschaftskraft weiter stärkt und letztendlich für das entscheidende die Möglichkeiten schafft: Das wir alle ein lebenswertes Leben führen können.
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